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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 31

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 31 — männlichen Linie ausgestorben waren. Daneben erkaufte Friedrich I. fünf Jahre später (1707) die Grafschaft Tecklenburg, um derer willen die Grafen von Bentheim und von Solms lange Zeit mit einander im Streite gelegen hatten. Als zu Anfang nnfers Jahr- Hunderts durch den Frieden zu Luneville (1801) alles Land auf der linken Rheinseite an Frankreich fiel, wurde auch der König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen für die erlittenen Verluste durch die Gebiete mancher geistlichen Fürsten entschädigt, deren weltliche Herrschaft gänzlich aufhören sollte. Damals (1803) kam von westfälischen Ländern das Bistum Paderborn als ein weltliches Fürstentum an Preußen, ebenso die östliche Hälfte des Bistums Münster mit der Hauptstadt und die Abteien Cappenberg und Herford. Die westliche Hälfte des Bistums (mit den Städten Bo- cholt, Ahaus, Koesfeld :c.) wurde unter verschiedene Fürsten ver- teilt, welche jenseit des Rheines ansässig gewesen waren, nämlich unter die Herzöge von Arenberg (die außerdem die ehemalige köl- nische Grafschaft Recklinghausen empfingen), Croy, Looz-Corswaren, die Wild- und Rheingrafen und die Fürsten von Salm. In dem unglücklichen Kriege von 1806 und 7, welcher durch den Frieden zu Tilsit beendet wurde, verlor der König alle seine Besitzungen in Westfalen, und Napoleon benutzte dieselben zur Bildung des Königreichs Westfalen und des Großherzogtnms Berg für seinen Bruder Hieronymus und seinen Schwager Joachim Mnrat, welch letzterer indessen schon bald daraus zum König von Neapel erhoben wurde. In dem Frieden zu Tilsit, den 9. Juli 1807, nach den blutigen Schlachten bei Preußisch-Eylau, den 8. Februar, und Friedland, den 14. Juni, mußte Friedrich Wilhelm Iii. die Hälfte seiner Länder an den siegreichen Kaiser der Franzosen, Napoleon, abtreten. Der König sah den Glanz seiner Krone erbleichen, aber der Glaube, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, gab ihm Mut und Zuversicht auf den höchsten Hort, der Trübsal sendet denen, die er lieb hat. Dieser Glaube bewährte an ihm seine Kraft. Er schied, wenn auch mit blutendem Herzen, wie ein Vater von seinen Kindern. Das Abschiedsschreiben, das er an die Bewohner

2. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 155

1915 - Bonn : Hanstein
155 sehen Besitze auch die Grafschaft Mark mit einem Teile von Lippstadt, das Fürstentum Münster mit Kappenberg, die Grafschaften Tecklenburg und Lingen sowie die Grafschaft und Stadt Dortmund dem Großherzogtum Berg angegliedert. Dafür trat es die Festung Wesel an das linksrheinische Roerdepartement ab. Im Jahre 1808 hatte das Großherzogtum Berg seine größte Ausdehnung erlangt. Es umfaßte 315 Quadratmeilen mit 928 000 Einwohnern und zerfiel in das Rhein-, Sieg-, Ruhr- und Emsdepartement. Nachdem Murat 1808 König von Neapel geworden war, fiel Berg 1809 an Napoleons Neffen Louis Napoleon, den unwürdigen Sohn des Königs von Holland, der diese Länder jedoch nie sah. Napoleon selbst behielt sich die Verwaltung des Gebietes bis zur Großjährigkeit seines Neffen vor, und so wurde Berg mit dem Kaisertum zugleich verwaltet. Der nördlich von der Lippe gelegene Teil von Cleve wurde 1810 vom Großherzogtum Berg abgetrennt und kam zum Lippe-Departement. Dadurch verlor Berg 213 000 Bewohner. Die französischen Rheinlande umfaßten damals folgende Teile: Rhein-, Mosel-, Saar-, Roer- und Lippe-Departement, das Großherzogtum Berg, Teile des Herzogtums Nassau ~) und einen Teil des Erzbistums Mainz 3). So herrschte in den Rheinlanden-anfangs die Republik, dann der Kaiser Napoleon. Im Jahre 1811 besuchte dieser zum zweiten und letzten Male das Rheinland. * * * Sollen Licht und Schatten der französischen Herrschaft gerecht verteilt werden, so ist die Zeit der Republik (1794/99) von der Zeit Napoleons zu scheiden. Die hochgespannten Hoffnungen vieler Rheinländer wurden von der Revolution gänzlich vernichtet. Unter Napoleon aber setzten in den ruhigen Zeiten Entwicklungen ein, die für die Folgezeit reichen Segen versprachen. Diese erklären auch die Verehrung, die man dem Korsen entgegenlsrachte und die noch Jahrzehnte andauerte. 1) Murat verlor 1815 das Königreich Neapel und wurde in Pizzo erschossen. 2) Dierdorf, Altenwied, Neuerburg, Wied-Neuwied, Hohensolms, Solms, Braunfels und Greifenstein. 3) Wetzlar.

3. Geschichtsbilder aus dem Rheinlande - S. 112

1904 - Bonn : Hanstein
112 Jahres! Meine Waffen erlagen dem Unglück, die Anstrengungen des letzten Restes Meiner Armee waren vergeblich. Der Friede mußte abgeschlossen werden. Er legte Mir und Meinem Hause, er legte dem ganzen Lande selbst die größten Opfer auf. Was Jahrhunderte und biedere Vorfahren, was Verträge, was Liebe und Vertrauen verbunden hatten, mußte getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemüliungen waren fruchtlos! Das Schicksal gebietet; der Vater scheidet von seinen Kindern. Ich entlasse Euch aller Untertanenpflicht gegen Mich und Mein Haus. Unsere besten W’tinsche für Euch und für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem neuen Landesherrn ; seid ihm, was Ihr Mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus Meinem und der Meinigen Herzen vertilgen.“ Elten, Essen und Werden kamen mit der Grafschaft Mark, den preußischen Teilen von Münster, Lingen und Tecklenburg an das Großherzogtum Berg, das 1809, nachdem Murat König von Neapel J) geworden war, an seinen Neffen Louis Napoleon, den Sohn des Königs von Holland, fiel, der diese Länder jedoch nie gesehen hat. Napoleon selbst behielt sich die Verwaltung des Gebietes bis zur Großjährigkeit seines Neffen vor, und so wurde Berg mit dem Kaisertum zugleich verwaltet. Der nördlich von der Lippe gelegene Teil von Cleve kam 1811 zum Lippe-Departement. Die französischen Rheinlande umfaßten damals folgende Teile: Rhein-, Mosel-, Saar-, Roer- und Lippe-Departement, das Großherzogtum Berg, Teile des Herzogtums Nassau2) und einen Teil des Erzbistums Mainz.3) So herrschten in den Rheinlanden anfangs die Republik, dann der Kaiser Napoleon. Im Jahre 1804 besuchte der neue Herrscher seine neuerworbenen Länder. In Trier u. a. Städten bereitete man ihm einen glänzenden Empfang, und als er im September nach Köln kam, spannten sich die Bürger der ehemals freien Reichsstadt vor den Wagen des gefeierten Imperators. x) Murat verlor 1815 das Königreich Neapel und wurde in Pizzo erschossen. 2) Dierdorf, Altenwied, Neuerburg, Wied-Neuwied, Hohensolms, Solms, Braunfels und Greifenstein. 3) Wetzlar.

4. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 333

1912 - Stadthagen : Heine
— 333 — vergeblich. Tiefer und tiefer fanken beide ein. Da trat aus dem Versteck einer der Flüchtlinge heran und verfetzte dem sterbenden Verfolger den Todesstreich mit den Worten: „Nu ri'e, Rükeu!" Die Stelle aber heißt noch heute Rükenri'e. 5. tat battern, wat battern well! Es war am 24. August 1530. In dem damals noch katho- tischen Kirchdorfe Lindhorst wollte man das Bartholomäusfest feiern. Obgleich eine längere Regenzeit die Ernte verzögert hatte, dachte doch niemand daran, fein Korn heute einzufahren. Ein habsüchtiger Bauer aber kehrte sich nicht an den kirchlichen Festtag. Er befahl seinem Knechte, die Pferde anzuspannen und ins Feld zu fahren. Der Knecht weigerte sich jedoch unter Hinweis aus den kirchlichen Feiertag. Da erwiderte der Bauer unwillig: „Lat battern (= Bar- tholomäustag feiern), wat battern well! Wenn Du uich säuern wntt, säuere eck sülmst." Er spannte nun selbst die Pferde an und fuhr ins Feld. Bald hat er den Acker erreicht, der nach Schott- lingen zu liegt. Eben will er die erste Garbe aufladen, als eiu furchtbarer Donnerschlag ertönt. In demselben Augenblick öffnet sich die Erde zu seinen Füßen und verschlingt ihn samt Wagen und Gespann. Nur eine tiefe Einfenkung bezeichnet nachher die unheim- liche Stelle. Später soll sich dort ein Denkstein befunden haben, der aber heute verschwunden ist. 6. Isern hinrik. Jsern Hinrik nannten die Holsteiner den Schanmbnrger Grafen Heinrich den Eisernen (S. 224). Manch Stück echter Ritterlichkeit wird uns von diesem Helden erzählt. Er stand lange Zeit als Feldherr im Dienste Königs Eduard Iii. von England, der mit Frankreich wegen Erbsolge Krieg sührte. In diesem langwierigen Streite soll sich Hinrik in der Schlacht bei Crecy (Sommemündung) besonders ausgezeichnet haben (1346). Er sprengte in den seind- lichen Haufen und nahm den König von Frankreich gefangen (nach anderen den von Böhmen), indem er ihn bei seiner goldenen Hals- kette erfaßte und fortführte. Durch diese und andere ruhmvolle

5. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 122

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
75. Jakob Fugger. Jakob Fugger war, als er Kaufmann wurde (1473), erst 14 Jahre alt. Er erlernte den Handel gleich vielen andern jungen Oberdeutschen jener Zeit in dem großen Kaufhause der Deutschen zu Venedig, dem Fonda60 dei Tedeschi, in dem seine älteren Brüder Ulrich und Georg ein ständiges Lager unterhielten. Sodann trat er als Teilhaber ein und die drei Brüder führten das Geschäft längere Zeit gemeinsam, vereinbarten auch untereinander, daß ihre Erben und Nachkommen vom Mannesstamme ihr Vermögen un- zerteilt im Handel lassen, die Töchter dagegen mit Heiratsgütern abgefunden werden sollten, „auf daß der Fuggerische Handel in alle Wege unzerteilet bleib e". Dieser Grundsatz wurde dann, solange das Haus blühte, nach Möglichkeit festgehalten und erst nach dem Schmalkaldischen Kriege ausgegeben. Von den drei Brüdern starb zuerst Georg im Jahre 1606, vier Jahre später auch Ulrich, worauf Jakob, der selbst keine Kinder hatte, seine Neffen Hieronymus, Ulrich, Raimund und Anton als Teilhaber in die Handlung aufnahm, die er unter der Firma „Jakob Fugger und Gebrüders Söhne" bis zu seinem Tode weiterleitete. Um das Jahr 1525 waren die Fugger unbestritten die bei weitem gewaltigste Geldmacht ihrer Zeit geworden. Ihre Ge- schäftsbeziehungen reichten von Ungarn und Polen bis Spanien, von Antwerpen bis Neapel. Wie der zeitgenössische Augsburger Chronist Klemens Sender es ausdrückt: „Jakob Fuggers und seiner Bruder Söhne Namen sind in allen Königreichen und Landen, auch in der Heidenschast bekannt gewesen. Kaiser, Könige, Fürsten und Herren haben zu ihm ihre Botschaft geschickt, der Papst hat ihn als seinen lieben Sohn begrüßt und umfangen, die Kardinäle sind vor ihm aufgestanden. Alle Kaufleute der Welt haben ihn

6. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 122

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
75. Jakob Fugger. Jakob Fugger war, als er Kaufmann wurde (1473), erst 14 Jahre alt. Er erlernte den Handel gleich vielen andern jungen Oberdeutschen jener Zeit in dem großen Kaufhause der Deutschen zu Venedig, dem Fondaco dei Tedeschi, in dem seine älteren Brüder lllrich und Georg ein ständiges Lager unterhielten. Sodann trat er als Teilhaber ein und die drei Brüder führten das Geschäft längere Zeit gemeinsam, vereinbarten auch untereinander, daß ihre Erben und Nachkommen vom Mannesstamme ihr Vermögen un- zerteilt im Handel lassen, die Töchter dagegen mit Heiratsgütern abgefunden werden sollten, „auf daß der Fuggerische Handel in alle Wege unzerteilet bleib e". Dieser Grundsatz wurde dann, solange das Haus blühte, nach Möglichkeit festgehalten und erst nach dem Schmalkaldischen Kriege aufgegeben. Von den drei Brüdern starb zuerst Georg im Jahre 1606, vier Jahre später auch Ulrich, worauf Jakob, der selbst keine Kinder hatte, seine Neffen Hieronymus, Ulrich, Raimund und Anton als Teilhaber in die Handlung aufnahm, die er unter der Firma „Jakob Fugger und Gebrüders Söhne" bis zu seinem Tode weiterleitete. Um das Jahr 1526 waren die Fugger unbestritten die bei weitem gewaltigste Geldmacht ihrer Zeit geworden. Ihre Ge- schüftsbeziehungeu reichten von Ungarn und Polen bis Spanien, von Antwerpen bis Neapel. Wie der zeitgenössische Augsburger Chronist Klemens Sender es ausdrückt: „Jakob Fuggers und seiner Bruder Söhne Namen sind in allen Königreichen und Landen, auch in der Heidenschaft bekannt gewesen. Kaiser, Könige, Fürsten und Herreil haben zu ihm ihre Botschaft geschickt, der Papst hat ihn als seinen lieben Sohn begrüßt und umfangen, die Kardinäle sind vor ihm ailfgestaudeu. Alle Kaufleute der Welt haben ihn

7. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 314

1892 - Leipzig : Voigtländer
314 Großherzogtum Baden. [14 gestellt durch Bernhard I. (1379—1431) (S. 3) und dessen Sohn Jakob I. (1431 — 1453) (S. 4). Die Regierungszeit Karls I. (1453—1475), des Nachfolgers von Jakob I., war durch lange und unglückliche Kriege ausgefüllt. Er wurde in der Schlacht bei Seckenheim (1462), unweit Mannheim, von dem Kurfürsten Friedrich I., „dem Siegreichen", als er unter gräßlichen Verwüstungen in dessen Land einfiel, geschlagen und lange Zeit im Heidelberger Schlosse gefangen gehalten. Ein hohes Lösegeld und die Abtretung eines Teiles seines Landes gaben ihm erst die Freiheit. Sein Sohn Christoph I. (1475 bis 1527) (S. 4) besaß noch die badischen Lande ungeteilt. Nach seinem Tode zerfiel das Land (1535) in zwei getrennte Markgrafschaften: Baden-Baden und Baden-Durlach (S. 4). Die Markgrafen 3. von Badcn-Baden(l535—1771). Der Stammvater der Linie Baden-Baden, Bernhard Iii. (1527 bis 1536), lebte zur Zeit der Reformation, zu der er sich öffentlich bekannte. Auch sein Sohn Philibert neigte zum Protestantismus und gestattete seinen protestantischen Unterthanen freie Religionsübung. Er führte seine Truppen nach Frankreich zur Unterstützung der Hugenotten, kehrte aber bald die Waffen gegen sie. Er fand in der Schlacht von Montcontour seinen Tod Philipp Ii. (1569—1588) führte das katholische Glaubensbekenntnis wieder gewaltsam ein. Durch seine Prachtliebe stürzte er sein Land in große Schulden, die sein Vetter und Nachfolger Eduard Fortunatus (1588—1600) durch sein unstätes und abenteuerliches Leben noch bedeutend vergrößerte. Dessen Mißregierung veranlaßte den Markgrafen Ernst Friedrich von Ba-den-Durlach, seine Lande in Besitz zu nehmen, um sie dem völligen Untergange zu entreißen. Sein Sohn Wilhelm (1622 — 1677) (S. 4) folgte ihm in der Regierung, und diesem sein Enkel Ludwig, Wilhelm (1677—1707) (S. 5). Dessen Söhne, Ludwig Georg und August Georg, die nachein- 4. von Baden-Durlach (1535 bis 1771). Der Stifter dieser Linie war Ernst (1527-1553), der dritte Sohn des Markgrafen Christoph I. Er unterdrückte den Bauernaufstand und beförderte im stillen die Reformation, die sein Sohn Karl Ii. (1553—1577) (S. 6) in seinem Lande einführte. Dessen Sohn Ernst Fried ri ch (1577 bis 1604) nahm wegen der Mißwirtschaft des Markgrafen Eduard Fortunatus die obere Markgrafschaft in Besitz. Ihm folgte als zeitweiliger Herrscher in den beiden Markgrafschaften sein Bruder Georg Friedrich (1604—1622) (S. 7), für den die Schlacht bei Wimpfen so verhängnisvoll wurde. Sein Sohn und Nachfolger F r i e d r i chv. (1622—1659) wurde schwer heimgesucht für die Thaten seines Vaters (S. 7). Ihm folgte sein einziger Sohn Friedrich Vi. (1659 bis 1677), der sich während des Dreißigjährigen Krieges einen berühmten Namen als Feldherr erworben hatte und sich auch als Regent verdient machte. Sein Sohn Friedrich Magnus (1677 bis 1709), dessen Land durch den Übermut Ludwigs Xiv. dasselbe Schicksal erduldete, wie die obere Markgrafschaft, fand während der Kriegs-

8. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 76

1886 - Berlin : Oehmigke
76 mit seiner jungen Gemahlin Marie Theresia hielt. Hier wollte er Franzsisch lernen, wurde aber daran gehindert durch die vielen Deutschen, welche sich damals in Paris aufhielten. Er begab sich daher zu jenem Zwecke nach Orleans. Dann finden wir den jungen mrkischen Edelmann in Mailand, Venedig, Rom und Neapel; er entgeht, als er auf einem winzigen Fahr-zeuge nach teilten berschiffte, nur durch einen dicken Nebel der Gefahr, von Seerubern gefangen zu werden. In Malta widerstand er der Lockung, durch Abschwrung seines evan-gelischen Glaubens sich den Eintritt in den Malteserorden zu erffnen, gelangte nach vielfachen Irrfahrten durch den griechischen Archipelagus, Spanien, Portugal zum zweiten Male nach Paris, von wo aus er einen Abstecher nach Eng-land machte. Als er endlich nach Tamsel zurckkehrte, fand er die Mutter tot; sechs Wochen nachher entri ihm der Tod auch den Vater. So auf sich allein gestellt, trat er in den Dienst des Kur-frsten, fand zuerst Verwendung im diplomatischen, dann aber im militrischen Dienste, dem er sein Lebelang treu blieb. Er machte die Feldzge des groen Kurfrsten gegen Ludwig von Frankreich mit, wo er sich durch entschlossenen Mut auszeichnete. Nach dem Tode des Kurprinzen Karl Emil erhielt er dessen Regiment als Obrist. In den Vordergrund tritt er indes erst nach der Schlacht bei Fehrbellin in dem darauf folgenden pommerfchen Feldzuge. So kommandierte er den Sturm auf die Stadt Auklam, war dann bei der Belagerung von Demmin thtig. Als Belohnung fr seine Dienste wurde er zum Gouverneur und Amtshauptmann der Festung Spandau ernannt. Indes schritt der Kurfürst zu der langwierigen, weil so schwierigen Belagerung von Stettin, an welcher Schning wiederum hervorragenden Anteil nahm. So erstrmte er das schwedische Blockhaus, als die Brandenburger zu der Strae vordrangen, welche von Stettin nach Damm fhrt, erhielt den Oberbefehl der die Belagerungstruppen, welche ant rechten

9. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 239

1854 - Saalfeld : Riese
239 zucht von Regensburg aufbrach. Zu Preßburg au der Donau, in der un- garischen Mark, hielt er, umgeben von allen seinen Streitern , noch einen glänzenden Reichstag, ordnete noch einmal Alles an, wie es in seiner Ab- wesenheit sollte gehalten werden, und nahm einen letzten, feierlichen Abschied von seinem Sohne Heinrich, dem er das Reich übertragen hatte. Unan- gefochten gelangte er bis an die Grenzen des griechischen Reichs, auf dessen Throne damals der feige und arglistige Jsaac Angelus saß. Er hatte sich aus Furcht vor den Kreuzfahrern sogar mit dem Sultan Saladin ver- bündet und suchte dem deutschen Heere allen Schaden zuzufügen. Aber Friedrich, dem es leicht gewesen wäre, das ganze griechische Reich über den Haufen zu werfen,, zog, wie ein gewaltiger Riese aus das zwcrghafte Geschlecht blickend, mit großartiger Ruhe seinem Ziele zu und ließ sein Heer durch die Griechen nach Kleinasien übersetzen (1189). Auch in Klein- asien umschwebte der Blick des großen Feldherrn schützend das Heer, und es gelangte mitten durch das feindliche Land wohlbehalten bis nach der Stadt Seleucia am Saleph (Kalykadnus) in Cilicien. Aber hier kam ein ungeheures Unglück über dasselbe: dem jugendlich ungeduldigen Kaiser dauerte der Uebergang über die eine Brücke zu lange, und er warf sich mit seinem Rosse in den Strom, um so das jenseitige Ufer schneller zu erreichen. Das Wasser war kalt, wie Eis, und hatte einen jähen und raschen Fall. Da erfaßte der Strudel den greisen Kaiser, mitten im Was- ser verließen ihn die Kräfte, er erstarrte, und die zu Hülfe eilenden Seinen brachten nur seinen Leichnam an das Ufer (10. Juni 1190). Die Kunde dieses Todes wirkte auf das ganze Heer auflösend und erschütternd. Viele eilten sogleich in die Heimath zurück; die Uebrigen führte des Kaisers tapferer Sohn, Friedrich von Schwaben, in tiefer Trauer nach Antiochia. Dort bestatteten sic die Gebeine des Kaisers feier- lich in der Kirche des heiligen Petrus, fern von dem deutschen Heimath- lande. Sein Herz hatten sie beigesetzt zu Tarsus, der Stadt des Apostels Paulus. Aus dem weitern Zuge erlitten sie noch große Verluste und lang- ten in einem jammervollen Zustande vor Ptolemais (St. Jean d'acre) an, welches gerade damals von den Kreuzbrüdern unter dem wieder frei- gegebenen Könige Guido belagert wurde. Das deutsche Volk wollte es gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser gestorben sei, und hing noch lange mit gläubiger Verehrung an seinem Na- men. An diesen Namen knüpfte sich auch die Sage, nach welcher Friedrich im Kyffhäuser-Berge in der goldenen Aue in Thüringen schläft: Da sitzt er das Haupt auf den Arm gestützt, und sein rother Bart ist ihm durch den steinernen Ti'ch gewachsen; einst aber, wenn das deutsche Volk in höchster Noth ist und die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, wird er aufwachen und dem Lande wunderbare goldene Tage bringen. Nach mancherlei Abentheuern erreichten auch die Könige von Frankreich und England, Philipp August und Richard Löwenherz, zu Schiffe die syrische Küste und schlossen sich den Belagerern von Acre an, zu dessen Ent- satz Saladin herbeigeeilt war. Richard gewann durch seine großen ritter- lichen Tugenden, seine begeisterte Religiosität, durch Kühnheit und Löwen- wuth, ja selbst durch seinen rohen Trotz bei der Eroberung von Acre (1191) einen so großen Ruf, daß Philipp August voll Unmuth und Eifer- sucht in die Heimath zurückkehrte. Die Deutschen, im tiefen Volksgefühl

10. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 244

1854 - Saalfeld : Riese
244 war. Traf der Bann einen Regenten, so war er für abgesetzt erklärt und die Unterthanen durften ihm nicht länger gehorchen. Wer dem Gebannten anhing oder ihn schützte, verfiel in dieselben Strafen. Wurde der Kirchen- dann auf ein ganzes Land ausgedehnt, so hieß er Interdikt. Während der Dauer des Jnterdicts hörten alle kirchlichen Handlungen auf, nur mit Ausnahme der Taufe. Keine Glocke durfte geläutet und das Abendmahl selbst den Sterbenden nicht gereicht werden; die Beerdigungen mußten ohne kirchliche Gebräuche vollzogen, aller Kirchenschmuck verhüllt oder entfernt werden. Ein ganzes Gebiet mußte dann für irgend einen in feiner Mitte begangenen oder geduldeten Frevel büßen, und selten vermochte das Volk diesen drückenden Zustand lange zu ertragen. Derjenige Papst, welcher das Papstthum zum denkbar höchsten Gipfel der Macht und des Glanzes brachte, war Innocenz 111. aus dem erlauch- ten römischen Hause der Conti, ein geistvoller und willensgewaltiger Mann, der, gebildet auf den Hochschulen zu Rom, Paris und Bologna, noch im kräftigen Mannesalter zum Haupte der Kirche erhoben wurde und dieselbe von 1198—1216 regierte. Als Gottes- und Rechtsgelehrter einer der ersten seiner Zeit, stand er an Frömmigkeit, sittlichem Ernst, an Begeiste- rung und Hingebung für die Kirche im Sinne des Papstthums einem Gregor Vh. nicht nach, an Gelehrsamkeit, Scharfblick und Gewandtheit ihn noch übertreffend. Als das sichtbare Oberhaupt der Christenheit griff er in alle Staaten Europas, ja bis nach Konstantinopel hin, ordnend und richtend ein. In seinem Leben streng, war er ein Rächer jeglichen Un- rechts, ein Vater der Wittwen und Waisen und als Stellvertreter des höch- sten Versöhners, oft ein Vermittler des Friedens zwischen Völkern und Fürsten. Selbst arm und einfach lebend, sammelte er ungeheure Schätze zur Verwirklichung seiner geistlichen Weltherrschaft, wobei er seinen Ruhm freilich arg befleckte durch fein unchristliches und unmenschliches Verfahren gegen die s. g. Ketzer. Wie wir in der Geschichte des Hohenstaufen Kaiser Friedrich's Ii. sehen werden, trachtete Innocenz Iii. vor Allem dahin, den päpstlichen Stuhl durch Befestigung des Kirchenstaats, durch Befreiung Ita- liens von ausländischer Herrschaft und Trennung Neapels und Sieiliens von Deutschland politisch unabhängig zu machen. Nächftdem waren die Rettung der Kirche im Morgenlande, die Bevormundung des christlichen Staatenvereins, die Ausrottung der Ketzer und die strenge Ordnung der Kirche die Hauptgedanken seines Lebens. Davon ist ihm auch Vieles ge- lungen, und Dicht hat noch einmal durch ihn die gebildete Welt beherrscht. Vor ihm, der den Thron der Deutschen nach Gutdünken besetzte, neigten sich, wenn auch noch so unwillig, alle königlichen Häupter: einen König, Alphons Ix. von Leon, zwang er durch Bann lind Interdikt, seine gesetzwidrige Ehe mit seiner Nichte aufzulösen; Philipp August von Frankreich mußte seine verstoßene Gemahlin Jngeburgis, die Schwester des Dänenkönigs Kanut, wieder annehmen; die Könige Peter Ii. von Ara- gonien und Johann von England erklärten ihre Reiche für zinsbare Lehen des römischen Stuhls. Am Ende seiner Tage, im Rückblick auf das glorreiche Werk seines Lebens, versammelte Innocenz Iii. um sich die Re- präsentanten der Christenheit auf der glänzenden vierten Lateransynode (der zwölften ökumenischen 1215), wo die Gesandten fast aller christlichen
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